Neues Projekt für ein menschenwürdiges Leben von Kleinbauern-Familien
News von Stiftung Menschen für Menschen
06.02.2024, Zürich/Hambela Wamena (ots) - Das Schweizer Hilfswerk Menschen für Menschen nimmt seine
Arbeit in einem neuen Projektgebiet auf: Hambela Wamena ist so gross wie der Kanton Schwyz. In
dem abgelegenen Distrikt in Südäthiopien haben lediglich elf Prozent der Menschen sauberes
Trinkwasser. Die Landwirtschaft auf winzigen Flächen kann die Bevölkerung nicht ernähren. Die
meisten Familien müssen viele Monate im Jahr ihre Ernährung einschränken. Menschen für
Menschen entwickelt den Bezirk nun mit einheimischen Beraterinnen und Beratern, die dauerhaft
unter der Landbevölkerung leben.
Am Anfang stand eine umfangreichen Basis-Studie Mitte des vergangenen Jahres. Einheimische Sozialwissenschaftler befragten insgesamt 373 zufällig ausgewählte Familien in Hambela Wamena. Demnach gab nur ein Prozent der befragten Haushalte in dem südäthiopischen Distrikt an, drei Mahlzeiten am Tag einzunehmen. Aus Armut essen die Menschen gewöhnlich nur zwei Mal. In den Monaten vor der nächsten Ernte müssen viele Familien auf eine kleine Mahlzeit pro Tag reduzieren. Drei von zehn Einwohnern müssen bis zu vier Monate lang den Gürtel enger schnallen. Fast siebzig Prozent der Familien, die nicht genug haben, hungern gar fünf bis acht Monate im Jahr.
Meist essen die Menschen Kotscho, ein in Äthiopien weit verbreitetes brotähnliches Lebensmittel, das aus der Stärke der Ensete ("Falsche Banane") gewonnen wird. Diese einseitige Ernährung hemmt die Kinder in ihrer Entwicklung und gefährdet ihre Gesundheit.
Die grösste Gesundheitsgefahr für die Kinder ist aber die Wasserversorgung. Die meisten Familien schöpfen ihr Trinkwasser aus Wasserläufen und ungesicherten Quellen. Lediglich elf Prozent der Menschen haben Zugang zu Brunnen.
So gut wie keine Infrastruktur
Hambela Wamena ist mit 871 Quadratkilometern ungefähr so gross wie der Kanton Schwyz, hat aber 50´000 Einwohner mehr: In dem äthiopischen Bezirk leben die rund 214´000 Menschen fast ohne Infrastruktur. Industrie hat sich nie angesiedelt. Handwerk existiert nur rudimentär. Der Handel ist eingeschränkt, denn es gibt so gut wie keine asphaltierten Strassen. Die Staubpisten verwandeln sich in der langen Regenzeit zwischen April und Oktober an vielen Tage in Rutschbahnen aus Schlamm. Auch Banken gibt es keine. Die Kleinbauern haben nur die Möglichkeit, bei privaten Verleihern an Geld zu kommen, um Saatgut oder Dünger kaufen zu können - zu Wucherzinsen von 100 Prozent und mehr.
Also bestellen sie ihre winzigen Felder auf ineffiziente Weise und ernten viel weniger, als sie könnten. Im Durchschnitt haben die Familien nur 0,6 Hektar Land zur Verfügung - das ist weniger als die Fläche eines Fussbalfeldes. Die Familien mit durchschnittlich sieben Mitgliedern lassen sich so nicht ernähren.
Hilfe zur Selbstentwicklung
Die
Erkenntnisse aus der Baseline-Studie gingen in die Entwicklung des Projektes von
Entscheidend für das Projekt auch in Hambela Wamena sind die einheimischen Projektmitarbeiter. Äthiopische Landwirtschaftsberater und Sozialarbeiterinnen leben in den Dörfern des Projektgebiets und arbeiten auf Augenhöhe mit der Bevölkerung. So können auch sensible Themen wie Familienplanung angesprochen werden.
Das Ziel ist Armutsmigration in die Städte zu verhindern. Die Fachleute zeigen den Kleinbauern moderne und angepasste Bewirtschaftungsmethoden und wie sie ihre Ernten diversifizieren können, etwa mit proteinreichen Hülsenfrüchten. Saatgut und Vieh werden als eine Art Darlehen im Rahmen von Kooperativen vergeben. Die Bauern zahlen diese Inputs binnen zwei Jahren an die Kooperative zurück.
Gemeinsam Sparen macht stark
In diesen Zusammenschlüssen können die Fachleute auch ihre Schulungen anbieten. "Der Boden ist übernutzt und teils erodiert. Wir schulen die Bauern im Schutz des Mutterbodens", erläutert Kelsang Kone. "Wir zeigen ihnen angepasste Methoden, die im Klimawandel bestehen, etwa Agroforstwirtschaft, wo unter Schattenbäumen Kaffeesträucher und Gemüse gedeihen." Daneben sollen 16 neue Wasserstellen entstehen und zehn Brunnen repariert werden, um 4000 Menschen zu versorgen.
Familien brauchen Planung
Begleitend zu den landwirtschaftlichen Schulungen klären die Beraterinnen und Berater über Familienplanung auf. An 13 Schulen entstehen Schülerclubs, die über reproduktive Gesundheit informieren - damit die Frauen wissen, welche Verhütungsmittel sie in den staatlichen Gesundheitsstationen verlangen können und nur die Zahl der Kinder bekommen, die sie tatsächlich wollen.
Binnen drei Jahren soll so das Dasein von 3600 Tagelöhner- und Kleinbauern-Familien mit insgesamt 25´000 Mitglieder verbessert werden. Die derzeit noch hungernde Bevölkerung soll bessere Ernten und Einkommen erzielen, um in ihren Heimatdörfern ein stabiles und menschenwürdiges Leben führen zu können.
Spendenkonto:
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Michael Kesselring |
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Über Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms:
Im Geiste des Gründers schafft das Schweizer Hilfswerk Lebensperspektiven für die ärmsten Familien in Äthiopien. Ziel der Arbeit ist es, dass sie in ihrer Heimat menschenwürdig leben können.
Schwerpunkte der einzelnen Projekte sind Frauenförderung, Berufsbildung, Mikrokredite, Kinderhilfe, Familienplanung und landwirtschaftliche Entwicklung. Die Komponenten werden nach den lokalen Bedürfnissen kombiniert und mit sorgfältig ausgewählten einheimischen Partnern umgesetzt.
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